Autor: Oskar Tiefenbach
Raab
Die Raab kann in Hohenbrugg fischökologisch bereits dem „Epipotamal groß“ (untere
Barbenregion) zugeordnet werden.
Im hart regulierten Abschnitt unterhalb des Kraftwerkes Hohenbrugg konnten folgende
Fischarten nachgewiesen werden:
Bachforelle (Salmo trutta), Hecht (Esox lucius), Aitel (Leuciscus caephalus), Barbe
(Barbus barbus), Bitterling (Rhodeus amarus), Brachse (Abramis brama), Giebel (Carassius
auratus gibelio), Gründling (Gobio gobio), Nase (Chondrosthoma nasus), Rotauge (Rutilus
rutilus), Rotfeder (Scardinius erythrophthalmus), Schneider (Alburnoides bipunctatus),
Weißflossengründling (Gobio albipinnatus), Steinbeißer (Cobitis ap.), Goldsteinbeißer
(Sabanejewia sp.), Wels (Silrus glanis).
Das Altarmsystem im Projektgebiet setzt sich aus drei Altarmabschnitten zusammen.
Die ehemaligen Flussschleifen entstanden durch die Grenzstreckenregulierung der
Raab und „überlebten“ nur deshalb, weil man sie als Vorfluter für hier einmündende
Kleinbäche (Grenzgraben und Kroppibach) benötigte. Der östlichste im Burgenland
liegende Altarm (Weltener Altarm) verfügte nur über einen temporären Wasserkörper
und blieb ohne Fischfauna, ist aber als Laichgebiet und Lebensraum für Amphibien
von großer Bedeutung, da hier auch die stark gefährdete Rotbauchunke nachgewiesen
werden konnte. Der mittlere Altarm, der die Grenze zwischen dem Burgenland und der
Steiermark bildet, entwickelte sich zu einem wertvollen stagnophilen Lebensraum,
in dem Hechte (Esox lucius) Schleien (Tinca tinca) und Wildkarpfen (Cyprinus carpio)
nach Initialbesatz erfolgreich reproduzierten. Der westlichste, auf Schieferer und
Hohenbrugger Gemeindegebiet liegende Altarm, verlandete im westlichsten Abschnitt
vollkommen und führte eigentlich nur mehr den Kroppibach als wasserführenden Körper.
Lediglich bei Hochwasser war der ehemalige Altarm wieder eingestaut.
Abb. Gewässer im Projektgebiet (Image Map)
Zur näheren Information: Mauszeiger über Gewässer bewegen (Altarme sind von Auwald
umgeben)
Die ganze Situation änderte sich schlagartig, als auf der Höhe dieser Altarme an
der regulierten Raab ein Kraftwerk errichtet wurde und der westliche Altarm permanent
eingestaut wurde und im Zuge dieses Kraftwerkbaus auch eine Fischaufstiegshilfe
zwischen dem Altarm - West und dem Grenzaltarm errichtet wurde bzw. der Grenzaltarm
auch mit der Raab verbunden wurde. Der Altarm- West war nun ein wertvoller stagnophiler
Lebensraum geworden, der aber im Mündungsbereich der Raab stark verlandete und bereits
zweimal geräumt werden musste. Bei der starken Schwebstoffführung der Raab, vor allem
bei Hochwasser, ist damit zu rechnen, dass dieser Altarm bald vollkommen verlanden
wird.
Ein über drei Monate geführtes Monitoring der Fischaufstiegshilfe ergab, dass zwar
Hechte zur Laichzeit von der Raab in den Grenzaltarm aufstiegen, ansonsten aber
die für die Raab typischen Leitfischarten wie Aitel (Loyciscus caephalus), Barbe
(Barbus barbus) und Nase (Chondrosdoma nasus) den Fischaufstieg nicht annahmen.
Der Grund für diesen Umstand lag wohl in einer zu geringen Dotation der FAH (Lockströmung!)
und in der Tatsache, dass das aus den Altarmen fließende Wasser wärmer war als das
Raabwasser und deshalb von den genannten Fischarten gemieden wurde.
In der Zwischenzeit wurde gemeinsam mit dem Naturschutzbund, der Wasserwirtschaft
und dem Landesfischereiverein ein Projekt in Angriff genommen, das der Dynamisierung
des Grenzaltarmes diente. Der Grenzaltarm, dessen Wasserspiegel 2,5 m unter dem Stauziel
der gestauten Raab liegt, wurde am östlichen Ende mit einem Wehr versehen, das ermöglicht,
den Altarm vor Beginn der Laichzeit von Pflanzenlaichern wie Hechten (Esox lucios),
Wildkarpfen (Cyprinus carpio), Schleien (Tinca tinca), Rotfedern (Scardinius erythrophthalmus)
um einen Meter aufzustauen, und den phytophilen Laichern die Möglichkeit gibt, auf
den überfluteten Flachwasserzonen abzulaichen. Bislang ist der Grenzaltarm der einzige
Raabaltarm in Österreich, in dem Hechte (Esox lucius), Schleien (Tinca tinca) und
Wildkarpfen (Cyprinus carpio) erfolgreich reproduzieren. Erwähnt werden muß hier
auch die Tatsache, dass die hier Fichereiberechtigten von Hohenbrugg, Schiefer und
dem Burgenland diesen wertvollen Altarm zum Fischschongebiet erklärt haben und hier
nicht gefischt wird.
Diese Flachwasserzonen wurden nicht nur von den Fischen als Laichbiotop angenommen,
sondern sind auch wichtiger Laichraum für Amphibien und Entwicklungsraum für 26
verschiedene Libellenarten (Anm.: Das Libellenmonitoring ist noch nicht abgeschlossen).
Fischfauna im Grenzaltarm:
Brachse (Abramis brama), Laube (Alburnius alburnus), Rotauge (Rutillus rutillus),
Rotfeder (Scardinius erythrophthalmus), Wels (Silurus glanis), Giebel (Carassius
auratus gibelio), Wildkarpfen (Cyprinus carpio), Schleie (Tinca tinca), Karausche
(Carassius carassius), Rapfen (Aspius aspius), Bitterling (Rhodeus amarus), Flussbarsch
(Perka fluviatilis), Hecht (Esox lucius), Steinbeißer (Cobitis sp.) und Schlammbeißer
(Misgurnus fossilis)(?).
Anm.: In den vergangenen Jahren erfolgte durch die Fischereipächter von Hohenbrugg
(Martin Neubauer) und von Burgenland (Ing. Horvath) ein Initialbesatz mit Wildkarpfen
und Rapfen. Beide Arten reproduzieren mittlerweile mit Erfolg.
Vor drei Jahren erfolgte auch ein Initialbesatz mit Schlammbeißern (Klaus Mühlböck,
Oskar Tiefenbach), die in der österr. Raab nicht mehr nachweisbar waren. Die Besatzfische
stammten aus den Güssinger Teichen und entsprechen somit genetisch der ursprünglich
im Raabsystem vorkommenden Schlammbeißern. Ein ständiges Monitoring wird Aufschluss
über den Erfolg dieses Initialbesatzes geben.
Fischfauna im westlichen Altarm von Schiefer:
Brachse (Abramis brama), Laube (Alburnius alburnus), Rotfeder (Scardinius erythrophthalmus),
Rotauge (Rutillus rutillus), Wels (Silurus glanis), Giebel (Carassius auratus gibelio),
Wildkarpfen* (Cyprinus carpio), Spiegelkarpfen* ( Cyprinus carpio), Hecht
(Esox lucius), Bitterling (Rhodeus amarus) und Flussbarsch (Perka fluviatilis).
*: Durch Besatz eingebrachte Arten.
Der westliche Altarm wurde in der Vergangenheit auf Initiative der hier jagdberechtigten
Jägerschaft unter Naturschutz gestellt. Der Altarm selbst wurde zum Fischschongebiet
erklärt und wird derzeit von der Gemeinde Fehring aus ökologischen Gründen nicht
verpachtet. Die hier ebenfalls fischereiberechtigte Gemeinde Hohenbrugg schont ihren
Altarmabschnitt fischereilich ebenfalls.
Dafür gebührt ihnen ein großer Respekt.
Fischfauna im Petersdorferbach und im Kroppibach:
Aitel (Loeuciscus cephalus), Smerle (Barbatula barbatula), Gründling (Gobio gobio),
Steinbeißer (Cobitis sp.), Elritze (Phoxinus phoxinus) und Ukrainisches Neunauge
(Eudontomyzom mariae).
Anm.: Das Ukrainische Neunauge konnte bisher nur im Kroppibach nachgewiesen werden
.
Fische
Fische der Anhänge II, IV und V der FFH- Richtlinie in Österreich
- Rapfen (Aspius aspius)*
- Steinbeißer (Cobitis sp.)
- Ukrainisches Neunauge (Eudontomyzon mariae)
- Weißflossengründling (Gobio albipinnatus)
- Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis)*
- Bitterling (Rhodeus sericeus amarus)
- Goldsteinbeißer (Sabanejewia sp.)
*: Durch Initialbesatz eingebrachte Arten.
Der Goldsteinbeißer (Sabanejewia sp.) und das Ukrainische Bachneunauge (Eudontomyzom
mariae) konnten in der Raab bzw. im Kroppibach nachgewiesen werden.